Endlich ist es soweit: heute ist Ostern. Ich wache mit einem schönen und leichten Gefühl auf und freue mich auf diesen Tag. Und – tief in mir drinnen spüre ich die angenehme Spannung: ob mir der Osterhase vielleicht etwas versteckt hat?
Obwohl ich doch schon erwachsen bin!
Es geht nicht um Geschenke. Kleine, von meiner Mutter und mir bunt gefärbte Eier, die wir dann dem Osterhasen überlassen haben (damit der arme Kerl nicht soviel Arbeit hatte) und die er irgendwie heimlich in unserem Haus dann für m i c h versteckt hatte (eines der großen Mysterien meiner Kindheit: woher wusste er, wo wir sie aufbewahrten und wie konnte er ungesehen ins Haus gelangen, um sie in der ganzen Wohnung sorgsam zu verteilen????).
Ich bin, genetisch gesehen, eine Langschläferin. Allerdings nur an 363 Tagen im Jahr. Sowohl an meinem Geburtstag als auch am Ostermorgen gehöre ich genetisch gesehen zu den early Birds. Ich springe beim ersten Strahl des jungen Tages aus den Federn und bin fit!
Und in meiner Kindheit mussten dann auch meine Eltern an diesen Tagen früh raus. Sie hätten es sich niemals nehmen lassen, mir beim Eier suchen zu zusehen. Wie ich, mit vor Eifer geröteten Bäckchen, sorgsam mit der Präzision und Ausdauer des englischen Bluthundes auf Eierfährte die Wohnung durchkämmte. Wie ich jedes gefundene Ei versonnen betrachtete, um es dann in ein dafür vorbereitetes Körbchen, welches mit duftendem Heu ausgelegt war, zu betten.
Und wie sie mir halfen, die am allerbesten versteckten Eier doch noch zu finden! Durch kleine Hinweise oder, wenn der Hase so tolle Verstecke hatte , auf die ich gar nicht kam, mich auch mal an die Hand nahmen und mich hin führten, damit ich nicht enttäuscht war.
Es war – und ist – der Inbegriff von Geborgenheit für mich.
Und auch jetzt, wo das alles schon sehr lange hinter mir liegt und ich selbst schon viele Jahre in der Nacht von Karsamstag auf Ostersonntag gefärbte Eier für meine Kinder versteckt habe, die sie dann mit Feuereifer gesucht haben, jetzt, wo auch diese Zeit schon lange vorüber ist, stehe ich früh am Ostersonntag auf und spüre diese unendliche, weiche und warme Geborgenheit in mir.
Ich liebe Ostern!
Jaja, 15 Jahre später lächelt man darüber, wie man seinerzeit am Ostersonntag in der Morgendämmerung (gegen 5 Uhr) mit Jacke, Mütze und Schal mit dem Kind durch den Garten gelaufen ist, um die Ostereier zu suchen.